Kerstin Ritter

Juli 2025

Interview mit @lieblingsgarn.de

Interview mit Strickdesignerin

Mit Kerstin Ritter präsentieren wir eine Designerin, die sich durch klare Linien und raffinierte Details einen Namen in der Strickwelt gemacht hat. 

Ihre unverwechselbaren Catelynzöpfe und die Vorliebe für oversized Schnitte haben bereits viele Strickbegeisterte überzeugt.

 

Im Interview gewährt uns Kerstin Einblicke in ihre kreative Welt.

 

Sie erzählt von morgendlichen Inspirationen, ihrer Design-Philosophie und dem Mut, Ende 2022 den Sprung zur professionellen Strickdesignerin zu wagen. 

Dabei wird deutlich: Hier strickt jemand nicht für schnelllebige Modetrends, sondern für zeitlose Eleganz mit persönlicher Handschrift.


Was hat deine Reise als Strickdesigner in Gang gesetzt – gab es einen besonderen Moment oder eine Inspiration, die alles verändert hat?

Den Traum, irgendwann mal eigene Strickdesigns zu entwerfen, hatte ich schon länger. Nur war damals neben dem Alltag und dem Leben 1.0 kaum Zeit dazu und ich hatte außerdem einen großen Respekt davor.
Als dann Ende 2022 eine berufliche Veränderung – und damit Raum und Zeit für Neues – kam, sagte ich mir: „jetzt oder nie!“ Und so wagte ich mich an neues Terrain.

Wie hat sich der Weg vom Hobby zum Beruf für dich gestaltet? Was war dabei die größte Überraschung oder Herausforderung?

Der Weg vom Hobby zum Beruf ist nicht so einfach, wie sich ein Außenstehender vielleicht vorstellt. Um damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen, muss man schon echt lange dabei und gut sein!

Ich hatte früher einen Beruf, in dem ich sehr erfolgreich war und viel gearbeitet habe. Strickdesigns zu entwerfen und verkaufen ist kein Weg, um schnell oder viel Geld zu verdienen. Ich investiere wie jede andere Designerin erst mal viel Zeit beim Entwerfen und selbst stricken. So ein Entwurf klappt nie beim ersten Mal, oft stricke ich viele Stunden „umsonst“, ribble alles wieder auf und gehe auf Anfang. Ganz umsonst ist es natürlich nie, weil man draus lernt.

Dann wird die Anleitung geschrieben, die Größen gradiert, der Teststrick organisiert und moderiert, mit dem Hersteller Kontakt aufgenommen wegen Rabatt für den Teststrick etc., kleine Änderungen vorgenommen in Abstimmung mit den Rückmeldungen aus der Teststrickgruppe. Bevor die Anleitung erscheint, gehen ca. 2-3 Monate ins Land seit dem ersten Entwurf. Das liegt natürlich auch daran, dass ich genügend Zeit einplane – eine S strickt nun mal weniger als eine XL.

Die größte Überraschung war, wie positiv mein Debüt als Strickdesignerin ankam. Ich hatte nicht mit so viel Zuspruch gerechnet, was mich riesig gefreut hat!

Meine Teststrickerinnen haben sich formiert, ich habe jede einzelne persönlich angefragt, weil ich in jeder dieser Damen so viel menschliches und fachliches Können sah. Ich bin unglaublich stolz auf meine „Ritterknitters“, die so loyal und hilfreich sind. Es haben sich Freundschaften und ein großes Vertrauen entwickelt. Unsere Treffen sind mittlerweile legendär […].

Die größte Herausforderung war sicherlich in den ersten Designs meine Gedanken so zu Papier zu bringen, die Größen richtig zu berechnen, dass alles passt. Die Menschen, die Geld für meine Anleitung bezahlen, sollen eine tolle Leistung dafür erhalten. Mein Ziel ist immer, so viele wie möglich zu erreichen und unterschiedliches Strickkönnen unter einen Hut zu bringen. Ich liebe es, wenn die Menschen mir schreiben, sie hätten eins meiner Designs als allererstes Topdown-Projekt gestrickt und sind total glücklich.

Was macht deine Designs unverwechselbar? Welche Elemente oder Techniken würden Kenner sofort als „typisch für dich“ identifizieren?

Schwierige Frage… Ich versuche grundsätzlich meinen eigenen Stil zu stricken, Dinge zu entwickeln, die ich selbst sehr gerne trage. Mainstream war noch nie meins… Ich möchte meine Garderobe immer wieder vervollständigen und habe viele Ideen.

Ich liebe gerade Linien ohne Schnickschnack, ich liebe einfache und schlichte Muster mit dem gewissen „Etwas“ und mag Zöpfe in allen Variationen und oversized Schnitte.

Mittlerweile bringt man vielleicht die kleinen „Catelynzöpfe“ mit mir in Verbindung – 2 Maschen verzopft aus den Catelyn Designs und dem Jorahscarf.

Wie spiegeln sich deine Emotionen in deinen Designs wider? Verändert sich dein Strickstil, wenn du besonders glücklich oder melancholisch bist?

Mein Strickstil verändert sich nicht. Ich denke, dass ich mit meinen 56 Jahren schon lange meinen eigenen Stil gefunden habe. Ich weiß, was mir steht, in was ich mich wohl fühle und brauche keine Experimente mehr. Trotzdem bleibe ich offen für Neues und möchte nichts ausschließen. Wer weiß, wie ich mit grauen Haaren darüber denke?

Nimm‘ uns mit in deinen kreativen Prozess: Wie entwickelst du ein neues Design von der ersten Idee bis zum fertigen Muster?

Das ist total unterschiedlich und für mich die inspirierendste Zeit eines Designs! Meistens kommt mir eine Idee frühmorgens, in der Zeit zwischen Schlafen und Aufwachen. Ich habe dann plötzlich ein Teil im Kopf und sehe es vor mir – dann rattert das Gehirn schon los: Muster, Garn, Farbe, etc. Normalerweise stehe ich dann auf und schreibe alles auf, was mir einfällt, oder skizziere das Design. Oft kommt es sogar vor, dass ich gleich eine Maschenprobe anschlage, schaue, wie das Muster rauskommt und gestrickt aussieht. Schlimmschön!

Manchmal kommt mir aber auch die Idee zu einem neuen Design, wenn ich in irgendwelchen Edelboutiquen bummeln gehe und ein schönes Modell (muss nicht mal gestrickt sein) zu einem für mich unerschwinglichen Preis sehe. Das speichere ich dann im Kopf ab und sobald ich was zu schreiben habe, skizziere ich es und notiere meine Ideen zu Muster, Garn etc.

Woher schöpfst du neue Inspiration, wenn dir die Ideen ausgehen? Hast du ein besonderes Ritual oder einen Ort, der deine Kreativität neu entfacht?

Bisher ist es so, dass ich mehr Ideen als Zeit habe. Ich bräuchte 3x soviel Hände und Zeit, um alles auf die Nadeln zu bekommen.

Wie beeinflusst deine Community deine Arbeit? Inwiefern fließt Feedback deiner Community in neue Designs ein?

Die tägliche Freude und der Zuspruch meiner Community geben mir sehr viel. Es bestätigt meine Arbeit, mein Vorgehen, meine Leidenschaft zum Stricken und bestätigt den Weg, den ich im Moment gehe. Es erfüllt mich einfach mit großer Freude und Dankbarkeit. Zum Glück habe ich bisher nur wenig negatives Feedback erhalten. Konstruktive Kritik nehme ich gerne an und versuche dann zu helfen oder es in Zukunft besser zu machen. Alles andere versuche ich größtenteils nicht an mich heranzulassen.

Von welchem Strickprojekt träumst du schon lange, hast es aber noch nicht verwirklicht? Was würdest du benötigen, um diesen Traum wahr werden zu lassen?

Ich träume tatsächlich schon länger von einem Teil im Audrey Hepburn Stil, die ich übrigens sehr verehre. Aber das ist noch nicht spruchreif, wird es aber hoffentlich Ende des Jahres!

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